Bleibe im Lande….

Tourismus-Experten erwarten Ansturm auf deutsche Urlaubsziele

Die fortdauernden Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie, vor allem aber die geschlossenen Grenzen, machen einen Sommerurlaub 2020 wie gewohnt im Ausland immer unwahrscheinlicher. Viele Deutsche werden daher ihren Urlaub im Inland verbringen wollen. Doch reichen die Kapazitäten dafür aus? Nein, befürchet Tourismusforscher Torsten Kirstges in einem Interview mit Spiegel-Online. “Rund drei Viertel aller längeren Urlaubsreisen der Deutschen gehen zu normalen Zeiten ins Ausland, vor allem nach Spanien, Italien, Griechenland, Österreich und in die Türkei. Das sind mehr als 50 Millionen Auslandsurlaubsreisen pro Jahr mit im Schnitt jeweils rund 13 Übernachtungen. Diese Bettenkapazität muss man erst mal haben. Hinzu kommen Kurzurlaubsreisen.” Folgt also nach der Flaute nun der Sturm? “Ich gehe in der Tat davon aus, dass die touristischen Kapazitäten in Deutschland schnell ausgebucht sein werden, wenn zumindest gewisse Lockerungen endlich beschlossen werden. Ich gehe aber auch davon aus, dass die Politik doch noch zur Vernunft kommt und die Reisefreiheit zumindest im Schengenraum ab Mitte Juni wieder herstellt. Alles andere wäre nicht nur irrational angesichts der enormen gesellschaftlichen Kollateralschäden, sondern würde auch das Ende vieler Tourismusunternehmen und damit Arbeitsplätze in Deutschland sowie weltweit bedeuten.” Doch von einem Neustart des internationalen Tourismus sind wir heute, Anfang Mai noch weit entfernt. Eine wahrscheinlichere Perpektive ist der Urlaub in eigenen Land.

Deshalb fordert der tourismuspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Markus Tressel MdB, in einem Pressedienst, “..die deutschen Binnendestinationen besser auf erwartete Besucherspitzen im Sommer durch eine Auslandsreisezurückhaltung der Deutschen vorzubereiten.” Die zu erwartende höhere Zahl von Reisenden innerhalb Deutschlands müssten aufgrund der Corona-Pandemie auch mit Marketingmaßnahmen in bisher weniger frequentierte Destinationen gelenkt werden, um entsprechende Freiräume zu schaffen und einhalten zu können. Während Urlauber-Hot-Spots wie die Ostseeküste schnell an ihre Grenzen stoßen werden, haben andere Regionen die Chance ihre Übernachtungszahlen noch zu steigern. Dies aber erfordert eine gezielte Lenkung der Urlauberströme. Daher fordert Tressel: “Bund und Länder müssen deshalb in den kommenden Wochen neben den Vorbereitungen in den Regionen auch eine Dezentralisierungsstrategie entwerfen, die ein Marketing-und Unterstützungspaket für alle touristischen Regionen enthalten muss. Es gibt nicht nur die Nord-und die Ostsee und die Alpen. Wir haben in Deutschland tolle Destinationen, die normalerweise nicht so sehr im Fokus stehen. Das müssen wir gezielt kommunizieren und diesbezüglich eine regelrechte Informationsoffensive starten. Dann kann dieser Sommer auch eine Chance für viele Regionen werden.“ Die Reisewelt müsse jetzt in ihrer ganzen Breite wahrgenommen werden und muss auch hinsichtlich der Unterbringung in ihrer Vielfalt genutzt werden: „Neben dem klassischen Hotel müssen die Ferienwohnungen, die Jugendherbergen und Schullandheime, Berghütten, Bauernhöfe, Campingplätze und weitere Möglichkeiten genutzt werden. Bundes-und Landesregierungen müssen jetzt dafür sorgen, dass sie alle trotz der Krise für den Sommer und einen erwartbaren größeren Besucherandrang gerüstet und ausgestattet sind.”

Doch ersteinmal müssen sich Bund und Länder auf eine schrittweise Lockerung der Reiseeinschränkungen einigen und damit einen Tourismus überhaupt erst wieder möglich machen. „Deswegen halte ich es für sinnvoll, die Branche differenziert und flexibel zu betrachten und immer neu zu untersuchen, welche Teile des Tourismus auch bei weitgehenden Kontaktbeschränkungen wieder funktionieren können. Die Lockerungen der Einschränkungen müssen schrittweise durchgeführt werden. Bund und Länder müssen klare Kriterien abstimmen und die Richtung vorgeben. Denkbar sind zum Beispiel Ausflugs-oder Reisemöglichkeiten an der frischen Luft mit großen Freiräum. Unser Land ist vielfältig. Dieser Vielfalt müssen wir auch in der Bewertung gerecht werden, sofern es epidemiologisch vertretbar ist”, so Markus Tressel. ”

“Eine solche Neuausrichtung des Tourismus könnte durchaus auch eine Chance für unsere grüne Region am Rand der Hauptstadt bedeuten, die es zu nutzen gilt”, meint Mathis Richter, Geschäftsführer des Tourismusvereins Treptow-Köpenick. Deshalb arbeitet der Verein bereits heute an Angebotspaketen, die Menschen einen Urlaub im Bezirk schmackhaft machen sollen. “Wir sind bereit und freuen uns auf unsere Gäste” so der Touristiker.